Aufruf von ILO und UNODC gegen missbräuchliche und betrügerische Anwerbungspraktiken

ILO und UNODC rufen Regierungen, Sozialpartner, die Wirtschaft, andere internationale Organisationen und alle betroffenen Interessenvertreter auf, ihre Anstrengungen gegen missbräuchliche und betrügerische Anwerbungspraktiken für Arbeitnehmer zu verstärken.

Nachricht | 24. Juni 2015
In der globalisierten Wirtschaft sind Arbeiternehmer vermehrt gezwungen, eine Arbeitsmöglichkeit außerhalb ihres Landes zu suchen. Viele finden einen Arbeitsplatz im Ausland.

Während Arbeitnehmerflexibilität Millionen von Beschäftigten und ihren Familien zugutekommt, gibt es zahlreiche missbräuchliche und betrügerische Anwerbepraktiken, besonders wenn arbeitsrechtliche Regelungen unzureichend sind. Öffentliche und private Arbeitsvermittlungen sind ein wichtiger Teil für die Vermittlung von produktiver Beschäftigung und menschenwürdiger Arbeit und tragen dazu bei, dass der Arbeitsmarkt effektiv funktioniert.

Dennoch steigt weltweit die Besorgnis über skrupellose Beschäftigungsagenturen, informelle Anwerber und kriminelle Menschenhändler, die schlecht ausgebildete Arbeitnehmer und besonders Arbeitsmigranten ausbeuten und sich außerhalb der legalen Strukturen bewegen. Die berichteten Missbräuche umfassen Täuschung über die Art der Arbeit und die Arbeitsbedingungen, Einziehung des Reisepass, Einbehaltung des Lohnes und illegale Lohnabzüge, Berechnung von Vermittlungsgebühren, Schuldknechtschaft, die mit der Rückzahlung von Gebühren gekoppelt sind und Gewaltandrohungen und Ausweisung. Missbräuche entstehen oft durch fehlende Regelungen zur grenzüberschreitenden Arbeitsvermittlung durch die Regierungen.

Die ILO und UNODC (Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung) verfolgen gemeinsam das Ziel, faire Anwerbungspraktiken innerhalb eines Landes und über Ländergrenzen hinweg zu fördern.

Die „Fair Recruitment Initiative“ der ILO, die auch von der „Globalen Gruppe für Migrationsfragen“ unterstützt wird, zielt darauf ab, Menschenhandel und Zwangsarbeit innerhalb eines Landes und grenzüberschreitend zu verhindern. Sie schützt Arbeitsmigranten vor missbräuchlichen und betrügerischen Anwerbepraktiken, reduziert die humanitären und sozialen Kosten von Arbeitsmigration und verbessert die Entwicklungsergebnisse für Arbeitsmigranten und ihre Familien in den Herkunfts- und Zielländern. Zusammenarbeit und Synergien mit anderen relevanten Initiativen werden ausgebaut, z.B. mit der Initiative der Internationalen Organisation für Migration für ethische Anwerbung.

Die Fair Recruitment Initiative basiert auf Internationalen Arbeitsstandards und führenden Prinzipien, wie den ILO-Übereinkommen, Protokollen und Empfehlungen, dem Protokoll zur Verhütung und Bekämpfung des Menschenhandels und leitenden Prinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte.

Als überwachende Organisation über das Protokoll zum Menschenhandel hilft UNODC den Mitgliedsstaaten, das Protokoll wirksam umzusetzen und unterstützt beim Aufbau von abgestimmten und erfolgreichen Maßnahmen gegen Menschenhandel. Dies umfasst Forschung, wie Erstellung von Berichten zum Thema Menschenhandel zur Verbesserung der Wissensbasis der Mitgliedsstaaten zum besseren Verständnis über Schlüsselkonzepte.

Gegründet auf den genannten internationalen Verpflichtungen und Prinzipien, rufen ILO und UNODC, Regierungen, Sozialpartner, Wirtschaft, internationale Organisationen und betroffene Interessenvertreter dazu auf, betrügerische und missbräuchliche Anwerbungspraktiken zu verhindern:, indem sie folgendes berücksichtigen:
  • Gesetze in Übereinstimmung mit internationalen Standards, nationaler Gesetzgebung, insbesondere der Arbeitsgesetzgebung zur Migration anzunehmen und zu stärken, um das gesamt Spektrum missbräuchlicher und betrügerischer Anwerbungspraktiken, die zu Menschenhandel führen können zu verhindern.
  • Das Bewusstsein unter Anwerbern, privaten Vermittlungsagenturen und Arbeitgebern im privaten wie öffentlichen Sektor für angemessene Sorgfalt und „best practice“ zu sensibilisieren, um missbräuchlichen und betrügerischen Praktiken entgegen zu wirken.
  • Zusammenarbeit zwischen relevanten Akteuren in Regierungen, Arbeitnehmer-und Arbeitgeberorganisationen und mit Vertretern privater Vermittlungsagenturen zu stärken; Förderung von strategischen Partnerschaften zwischen öffentlichem und privatem Sektor und erleichterter Austausch von „good practices“ über übliche Migrationswege um sicherzustellen dass: 
  • Arbeitsvermittler, die sich kriminell verhalten, sanktioniert werden, ggf. auch wegen Verstoß gegen das Verbot des Menschenhandels;
  • Gesetze angewendet und durchgesetzt werden, einschließlich der Arbeitsgesetzgebung, um missbräuchlichen und betrügerischen Praktiken während des Anwerbungs- und Einstellungsprozesses vorzubeugen;
  • Schaffung eines Umfelds, dass beispielhaft und fair ist und nachhaltige Geschäftspraxis ermöglicht

    Ziel ist weiterhin:

http://www.faire-mobilitaet.de/beratungsstellen

Menschenwürdige Arbeit auch für Arbeitsmigranten - Katholische Organisationen bestärken die ILO im Einssatz fü die Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen